re:publica 2024: Ausgewählte Highlights

Ende Mai war ich mal wieder auf der re:publica in Berlin. Es war mein insgesamt vierter Besuch auf dem „Festival für die digitale Gesellschaft“, wie die Veranstalter es selbst bezeichnen, und es war wie immer anstrengend, aber zugleich sehr interessant und inspirierend.

Das Motto der diesjährigen re:publica: „Who cares?“

Anders als in anderen Jahren war ich dieses Mal weniger in Sessions, in denen es um Serien bzw. Medien allgemein ging, sondern habe die große Themenvielfalt genutzt und bewusst auch mal in Themen „reingeschnuppert“, die mich darüber hinaus interessieren. Unter anderem war ich bei einer Session zum Thema Wechseljahre – etwas, das für die meisten Frauen irgendwann relevant wird, das aber erst in den letzten Jahre überhaupt verstärkt in den Medien thematisiert wird. Bei dieser Session ging es vor allem um den Aspekt Arbeitswelt und worauf Unternehmen sich einstellen müssen, um Frauen 47+ nicht nur in ihren Jobs zu halten, sondern ihnen auch eine Perspektive zu bieten.

Von „Transformation is my daily business – Was meine Wechseljahre mit besserem Change Management zu tun haben“ gibt es leider keinen Videomitschnitt, wohl aber von vielen anderen Sesssions. Eine Auswahl meiner Highlights habe ich in diesem Beitrag aufgeführt, jeweils mit einer kurzen Beschreibung.


Carolin Emcke – Queer Leben – Eine Intervention

Wenn ihr nur eines der hier verlinkten Videos seht, dann dieses. Mein absolutes Highlight der Veranstaltung. Auf Threads habe ich Carolin Emckes Rede als „Balsam für die queere Seele“ bezeichnet und von diesem Gefühl habe ich lange gezehrt. Die Autorin bringt das Unbehagen auf den Punkt, das viele queere Menschen angesichts des Erstarkens rechter Parteien gerade empfinden, die Sorge um unsere hart erkämpften Rechte, die plötzlich wieder verhandelbar scheinen und die Irritation, wenn selbst Menschen, die uns nahestehen, unsere Betroffenheit nicht auf dem Schirm haben. Was mir besonders aufgefallen ist: Carolin Emcke spricht von „wir“, so als gehe sie davon aus, dass im Publikum nur queere Menschen sitzen. Vielleicht war das so, dennoch ist es positiv überraschend bei einer Veranstaltung wie der re:publica, die nicht überwiegend queer ist.


Rosenkavaliere und Republikaner im Trash-TV

Oder: Alles, was ich nie über die US-Version des Bachelors wissen wollte. Aber Anja Rützel und Annika Brockschmidt haben diese Session so unterhaltsam gestaltet, dass es eine kurzweilige Stunde wurde.


Jannis Schakarian – It was all a stream!

So ganz ohne Serien ging es dann doch nicht. Jannis Schakarian redet über die Entwicklung des Streamings als „Drama in 3 Akten“ – unterhaltsam und interessant.


Das Social Media-Update – Haken dran live, das große Gipfeltreffen

Eine Live-Aufzeichnung meines aktuellen Lieblings-Podcasts durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Seit ich „Haken dran“ Ende 2022 entdeckt habe, bin ich treue Hörerin (oder auch „Haki“, wie die Fans des Podcasts sich nennen). Twitter war jahrelang „mein“ Netzwerk, also das, in dem ich mich am meisten zuhause gefühlt habe. Nach der Übernahme durch Elon Musk war fraglich, wie es sich entwickelt, aber wie viele andere war auch ich nicht optimistisch. Was als gemeinsame Trauerverarbeitung für Twitter-Fans angefangen hat, hat sich zu einem sehr interessanten Social Media-Podcast entwickelt, mit unterschiedlichen Gästen, die immer wieder andere Perspektiven reinbringen. Hörenswert.

v.l.: „Haken dran“-Moderator Gavin Karlmeier mit Mitgründer Dennis Horn und
Nicole Diekmann, die regelmäßig im Podcast zu Gast ist

Leonhard Dobusch – Boom, Bust und Benko: Was kümmert uns die Millionenpleite?

Als Hamburgerin bin ich fast täglich mit den Auswirkungen der Millionenpleite der österreichischen Signa-Gruppe konfrontiert – eine Baulücke in der Nähe meine Arbeitsplatzes, eine Bauruine an der Bahnstecke Richtung Süden. In seinem Vortrag erklärt der BWL-Professor und Blogger Leonhard Dobusch, wie es dazu kommen konnte. Sehr interessant, aber auch teilweise schockierend. An einigen Stellen bin ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr rausgekommen.


Und dann möchte ich noch zwei Sessions empfehlen, bei denen ich selbst vor Ort zwar nicht dabei war, die ich mir aber im Nachhinein angesehen habe:

Blick über den Veranstaltungsort