Durchgeguckt: White Collar

Vor Kurzem konnte ich auf meiner Serienliste einen Haken hinter einer Serie machen, die mich schon länger begleitet, bei der ich aber lange nicht dazu gekommen bin, sie zu Ende zu gucken: Die amerikanische Krimiserie White Collar.

In White Collar geht es um zwei Männer, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Da ist zum einen Peter Burke, FBI-Agent bei der “White Collar Division” in New York, einer Einheit, die sich auf Fälle von Wirtschaftskriminalität spezialisiert hat. Und da ist auf der anderen Seite Neal Caffrey, ein gerissener Hochstapler, Meisterdieb und Kunstfälscher. Peter hatte Neal einst nach einer langwierigen Verfolgungsjagd um die halbe Welt hinter Gitter bringen können. Weil seine Frau ihn verlässt, bricht Neal aus dem Gefängnis aus – kurz vor Ablauf seiner mehrjährigen Haftstrafe. Erneut wird Peter auf ihn angesetzt. Als er Neal stellen kann, schlägt dieser ihm einen Deal vor, um nicht wieder zurück ins Gefängnis zu müssen: Er hilft dem FBI dabei, andere Meisterdiebe und Fälscher wie ihn zu schnappen, erhält dafür jedoch seine Freiheit. Peter lässt sich auf den Deal ein, unter der Bedingung, dass Neals Bewegungsradius durch eine Fußfessel eingeschränkt wird. Nach und nach wächst das ungleiche Paar zu einem unschlagbaren Team zusammen. Doch eine Frage muss sich Peter immer wieder stellen: Kann er Neal, diesem Meister der Verstellung, wirklich vertrauen?

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White Collar lief in den USA von 2009 bis 2014, insgesamt wurden 6 Staffeln produziert. In Deutschland lief die Serie im FreeTV bei RTL, wo sie jedoch nicht einmal zwei Staffeln überdauerte. Deshalb konnte ich sie auch zunächst nicht weitersehen. Inzwischen ist sie auf Netflix verfügbar und ich habe sie in den letzten Monaten mehr oder weniger „gebinged“.

Dass ich White Collar ein Plätzchen auf meiner Serienliste freigeräumt und damit zumindest zwischenzeitlich den Vorzug vor einer der vielen aktuellen, hochgelobten und gefeierten “Quality TV”-Serien gegeben habe, hat verschiedene Gründe. Der Gewichtigste dürfte gewesen sein, dass ich die Serie sehr unterhaltsam finde.

Die Staffeln von White Collar sind von der Struktur her jeweils ähnlich aufgebaut. In jeder Folge ist ein “Case of the Week” zu bearbeiten, der in der Regel vor allem mit Hilfe von Neals vielen Talenten als Künstler und Kleinkrimineller sowie seiner Fähigkeit, Menschen zu manipulieren, abgeschlossen wird. Daneben gibt es immer auch eine durchgehende Storyline. Beispielsweise sucht Neal in Staffel 1 neben seiner Arbeit mit Peter und ohne dessen Wissen nach seiner Frau Kate, die spurlos verschwunden zu sein scheint. Diese Struktur wird jedoch spätestens in Staffel 5 etwas eintönig, weshalb es vielleicht gar nicht mal so schlecht war, dass die Serie danach, mit einer kurzen sechsten Staffel, beendet wurde. Die finale Folge fand ich etwas kitschig und vorhersehbar, aber alles in allem war es ein schöner Abschluss für die Serie.

Die Hauptfiguren, zu denen neben Peter und Neal auch Peters Frau Elizabeth, Neals bester Freund und “partner in crime” Mozzie sowie Diana Barrigan und Clinton Jones, zwei Mitglieder von Peters Team beim FBI, gehören, sind durchweg sympathisch und nicht stereotyp, sondern sehr originell und mit viel Herz erzählt. Dazu kommen interessante Nebenfiguren wie z.B. Neals Vermieterin June, die in einer großen Villa lebt und Neal unter ihre Fittiche nimmt, weil er sie an ihren verstorbenen Mann erinnert – der ebenfalls ein Gauner war. Oder die Versicherungsermittlerin Sara, der Peter und Neal bei ihren Fällen immer wieder über den Weg laufen und die sich auf eine Romanze mit Neal einlässt, obwohl sie ihn verdächtigt, ein wertvolles Bild gestohlen zu haben, das bei ihrer Gesellschaft versichert war. Außerdem sind immer mal wieder interessante Gastdarsteller*innen dabei. So spielt Lena Headey, die den meisten Serienfans inzwischen vor allem aus Game of Thrones bekannt sein dürfte, die ich aber immer mit dem wunderbaren Liebesfilm Imagine Me & You verbinden werde, in einer Folge eine Hackerin. In Staffel 5 hat Bridget Regan, die mir u.a. in Jane the Virgin und Agent Carter sehr gut gefallen hat, eine längere Gastrolle.

Einer der Gründe, warum ich ursprünglich überhaupt mal in White Collar reingeschaut hatte, war, dass ich gelesen hatte, dass FBI-Agentin Diana lesbisch ist. Daher war ich etwas enttäuscht, dass sie in Staffel 1 nur in der Pilotfolge und dann erst wieder zum Ende der Staffel dabei war. Ab Staffel 2 ist sie jedoch fester Bestandteil des Teams um Neal und Peter und man erhält sogar einen – wenn auch leider nur recht kurzen – Einblick in ihr Privatleben mit Partnerin Christie. Was ich dabei durchweg sehr angenehm fand: Dass die Serienmacher nie der Versuchung erlegen sind, Diana irgendwann mit einem Mann zusammenzubringen, nicht einmal, als Schauspielerin Marsha Thomason schwanger wurde. Die Schwangerschaft wurde zwar in die Serie eingebaut, jedoch klargestellt, dass das Kind nicht das Ergebnis einer Beziehung mit einem Mann war.

Dass ich nun mit White Collar durch bin, stellt mich allerdings auch vor ein kleines Dilemma: Ich brauche jetzt eine neue “Bügel- und Einschlafserie”. Das war nämlich auch einer der Gründe, warum ich White Collar geguckt habe: Als angenehme Unterhaltung für nebenbei, auf die man sich nicht allzu sehr konzentrieren muss und bei der es auch nicht schlimm war, wenn ich eine Folge mehrfach beginnen bzw. häppchenweise gucken musste, weil ich beim abendlichen “Bingen” eingeschlafen bin. Dazu sind nicht viele Serien geeignet und ich muss jetzt neu suchen. Zum Glück ist die Auswahl bei Netflix & Co. hier ziemlich groß. Hat jemand einen Tipp für mich?