In „High School“ geht es um die Jugend der Musikerinnen Tegan und Sara Quin in Kanada. Die Serie beruht auf wahren Begebenheiten und dürfte nicht nur für Fans des Duos „Tegan and Sara“ sehenswert sein.
Seit dem 13.1. kann man endlich auch beim deutschen Amazon Freevee High School streamen, die Serie nach dem gleichnamigen Buch des Musik-Duos Tegan and Sara. Darin geht es um ihre Jugend in den 1990ern im kanadischen Calgary. Die beiden Musikerinnen waren auch an der Entwicklung vom Buch zur Serie durch Clea DuVall (Happiest Season) beteiligt, die daneben bei den meisten Folgen die Regie übernommen hat.
Tegan und Sara werden in der Serie von den Zwillingen Railey und Seazynn Gilliland gespielt, die Tegan Quin selbst auf TikTok entdeckt hat. Dafür, dass dies ihre erste Rolle ist, machen sie ihre Sache wirklich großartig. Cobie Smulders als Mutter der beiden ist ebenfalls ein Highlight, ich mochte aber auch Kyle Bornheimer als Stiefvater Patrick.
Dass man ihn näher kennengelernt hat, liegt daran, wie die Serie aufgebaut ist: Dieselben Geschehnisse werden immer wieder aus anderen Perspektiven gezeigt. Überwiegend sind es die von Tegan oder Sara, aber auch z.B. die ihrer Mutter Simone, Tegans Freundin Maya oder eben Patrick. Das hatte mich zunächst etwas überrascht, funktioniert aber meines Erachtens insgesamt gut. Zwar geht es überwiegend um die pubertätsbedingten Irrungen und Wirrungen der beiden Mädchen, neue Freundschaften und die erste Liebe, aber eben auch Simones Zweifel an ihrer Beziehung und Patricks Wunsch nach Familie.
Was von Anfang eine große Rolle spielt ist Musik. In den ersten Folgen ist es die Musik, mit der die Zwillinge ihr Umfeld beschallen, z.B. von Green Day oder Nirvana. Erst in der Mitte der Staffel entdecken sie selbst die Musik und das Songschreiben für sich und werden dabei auch von Simone und Patrick unterstützt.
Und natürlich geht es um Sexualität. Tegan und Sara sind beide lesbisch, daher war klar, dass dies auch in der Serie thematisiert würde. Dafür, dass die Handlung Mitte der 1990er Jahre spielt, zeigen sich die Figuren bis auf eine Ausnahme erstaunlich offen in Bezug auf Queerness. Zwar dürfte ein Coming-out zu dem Zeitpunkt, an dem die erste Staffel spielt, für beide noch in weiter Ferne liegen, zumal Tegan, anders als Sara, noch nicht einmal bewusst zu sein scheint, dass sie Mädchen mag. Sowohl aus dem Kreis ihrer Freundinnen als auch von Simone und Patrick bekommen sie aber eindeutige Signale, dass es okay wäre und sie trotzdem weiterhin akzeptiert würden. Dass dies in Bezug auf ihre Clique tatsächlich so war, hat Sara Quin in einem Interview mit queer.de erzählt.
Insgesamt also eine sehenswerte Serie, wie ich finde. Dass sie bei Freevee veröffentlich wurde, bedeutet, dass man sie auch ohne ein Abo von Amazon Prime und damit kostenlos sehen kann, allerdings mit Werbung. (Die aber nicht weiter stört.)
Nur eins ist schade: Dass jetzt wieder das Bangen losgeht, ob es eine zweite Staffel geben wird. Material genug wäre sicherlich da, denn die Karriere von Tegan und Sara hat in der Serie ja noch nicht einmal richtig begonnen. Hoffentlich lässt Amazon sich mit einer Entscheidung nicht allzu viel Zeit.