Bei meinen Jahresrückblicken gibt es in der Regel keine bestimmte Reihenfolge, in der ich über meine Serienhighlights schreibe. Mir fällt es tatsächlich auch schwer, Ranglisten zu erstellen im Sinne von „Meine Top 10 des Jahres“. Wenn ich allerdings sagen sollte, welche neue Serie mich in diesem Jahr am meisten beeindruckt und gefesselt hat, müsste ich nicht lang über die Antwort nachdenken: Agatha All Along.
In meinem Beitrag über Ms. Marvel hatte ich geschrieben, dass ich nicht mehr unbedingt alle MCU-Filme und Serien sehe, sondern nur die, die mich ansprechen. Dass Agatha All Along dabei ist, war aber von vornherein klar. Ich fand die Figur Agatha Harkness schon in WandaVision interessant und sehe auch Kathryn Hahn immer wieder gern, insofern war es keine Frage, dass ich eine Serie mit ihr als Agatha auf jeden Fall sehen würde. Dass ich die Serie aber so großartig finden und sie sogar WandaVision als meinen bisherigen Favoriten unter den MCU-Serien verdrängen würde, damit habe ich nicht gerechnet.
Die Handlung von Agatha All Along knüpft an das Finale von WandaVision an. Agatha steht noch immer unter dem Zauber, mit dem Wanda sie belegt hat. Erst ein mysteriöser Teenager schafft es, sie davon zu befreien, was er allerdings nicht ohne Hintergedanken tut. Er möchte, dass sie den Hexenweg öffnet, an deren Ende auf diejenigen, die ihn beschreiten, eine Belohnung warten soll: Das, was sie sich am meisten wünschen. Agatha lässt sich schließlich darauf ein, weil sie hofft, so ihre Hexenkräfte zurückzuerlangen. Gemeinsam mit Teen rekrutiert sie weitere Hexen, mit denen zusammen es ihr tatsächlich gelingt, den Eingang zu öffnen. Doch das war nur der erste Schritt, denn der Hexenweg hält viele schwierige und gefährliche Herausforderungen für Agathas Hexenzirkel bereit.
Der Schlüssel zur Öffnung der „Witches‘ Road“, des Hexenwegs, ist ein Lied, das über Jahrhunderte hinweg überliefert wurde: The Ballad of the Witches‘ Road. Es spielt jedoch nicht nur am Anfang, sondern auch in späteren Folgen immer wieder eine Rolle und hat dabei unterschiedliche Bedeutungen. Dass der Song Ohrwurmqualität entwickelt, kommt dabei nicht von ungefähr, denn geschrieben haben ihn die Eheleute Kristen Anderson-Lopez and Bobby Lopez, von denen u.a. Let It Go und auch Agatha All Along stammt, der Song aus WandaVision, nach dem die Serie wohl benannt ist.
Der beste Song nützt jedoch nichts, wenn die Geschichte und die Performance der Schauspieler*innen nicht passen, aber das ist alles hier kein Problem, im Gegenteil. Die Handlung ist spannend, mit vielen Geheimnissen, die nach und nach aufgedeckt werden, und vielen emotionalen Momenten. Zum großartigen Ensemble gehören neben Kathryn Hahn und dem aus Heartstopper bekannten Joe Locke als Teen auch Aubrey Plaza als mysteriöse Rio, die eine besondere Beziehung mit Agatha zu verbinden scheint; außerdem Musical-Legende Patti LuPone, Sasheer Zamata, Ali Ahn sowie Debra Jo Rupp wieder in der Rolle als Agathas Nachbarin, die noch immer von den Ereignissen in WandaVision geprägt ist.
Und was ich jetzt noch gar nicht erwähnt habe, obwohl es gerade in diesem Blog relevant ist: Dass es in der Serie ziemlich queer zugeht. In der Oktober-Ausgabe des queer notes-Newsletters habe ich mehr dazu geschrieben.
Last but not least: Was mich sehr freut ist, dass eine Serie mit einem diversen, überwiegend weiblichen Cast und Schauspielerinnen über 50 nicht nur bei einer Nische, sondern bei einem großen Publikum erfolgreich war, jedenfalls wenn es nach den Abrufzahlen bei Disney+ geht. Denn das sind Gruppen, die immer noch um Sichtbarkeit kämpfen und gern mal zu hören bekommen, solche Serien hätten nicht das Potenzial, ein breites Publikum zu erreichen. Haben sie eben doch, wenn man sie lässt. Hoffentlich gibt es davon jetzt mehr zu sehen – vielleicht sogar von Agatha All Along. Eine weitere Staffel scheint nämlich angesichts des Erfolgs nicht ausgeschlossen zu sein.
Zum Trailer: Deutsch | Englisch
Und hier eine Version der „Ballad of the Witches‘ Road“: The Ballad of the Witches‘ Road (Sacred Chant Version)