In einem Alter, in dem andere Menschen über die Rente nachdenken, hat Jodie Foster sich anscheinend überlegt, mit ihrer Schauspielkarriere noch einmal durchstarten zu wollen. Und hat damit Erfolg. 2021 gewann sie für The Mandalorian einen Golden Globe, für Nyad war sie Anfang dieses Jahres erneut für den Golden Globe und zudem für einen Oscar nominiert und gerade hat sie eine weitere Golden Globe-Nominierung eingesammelt, diesmal für True Detective: Night Country, nachdem sie dafür im September bereits mit einem Emmy ausgezeichnet worden ist. Wie großartig ist das bitte?
Wie man unschwer erkennen kann, bin ich ein Fan von Jodie Foster, und das schon seit den 1990er Jahren. Es gab Phasen, in denen ich mit ihren Filmen nicht so viel anfangen konnte, aber ich freue mich sehr, dass sie jetzt wieder öfter zu sehen ist, noch dazu in Produktionen, die ich gut finde. Und True Detective: Night Country gehört definitv dazu.
Der Vorteil an einer sogenannten Anthologie-Serie wie True Detective ist, dass man die anderen Staffeln nicht gesehen haben muss, weil sie nicht aufeinander aufbauen. Auch die inzwischen vierte Staffel ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, in der es wohl Anspielungen auf die vorherigen Staffeln geben soll, die man aber nicht verstehen muss, um der Geschichte folgen zu können.
Jodie Foster spielt Liz Danvers, Polizeichefin in einem abgelegenen Ort in Alaska, die in dem mysteriösen Verschwinden mehrerer Wissenschaftler aus einer nahegelegenen Forschungsstation ermittelt. Als sich herausstellt, dass das Schicksal der Wissenschaftler mit einem alten, bisher unaufgeklärten Mordfall an einer indigenen Frau in Zusammenhang stehen könnte, tut Liz sich widerwillig mit ihrer ehemaligen Kollegin Evangeline Navarro (Kali Reis) zusammen, mit der sie sich einst wegen dieses Falls überworfen hatte.
Jodie Foster und Kali Reis – die ebenfalls für einen Golden Globe nominiert ist – spielen großartig zusammen und allein für sie hätte sich die Serie für mich schon gelohnt. Ein weiteres Highlight war für mich zudem Fiona Shaw, die eine ehemalige Professorin spielt, die zurückgezogen am Ortsrand lebt und während der Ermittlungen eine Stütze insbesondere für Evangeline wird.
Eine Herausforderung von Night Country ist, dass die Geschichte, wie der Name schon andeutet, während der Polarnacht spielt, also der Zeit, in der auch am Tag Dunkelheit herrscht. Das führt auch bei den Zuschauenden zu einer gewissen Orientierungslosigkeit, was die teilweise unheimliche und mysteriöse Atmosphäre der Serie noch verstärkt. Von der Storyline her hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, dass Showrunnerin Issa Lopez zu viele offene Handlungsstränge eingebaut und sich dabei verzettelt hat. Diese werden jedoch in einem spannenden Finale alle miteinander verbunden.
Obwohl das nicht wenige Fans gehofft hatten, entwickelt sich zwischen Liz und Evangeline keine romantische Beziehung, was aber nicht heißt, dass es in der Serie keine queeren Frauenfiguren gibt. Liz‘ Stieftochter hat eine Freundin und auch bei Evangeline wird angedeutet, dass sie schon mit Frauen zusammen war.
Und apropos queere Sichtbarkeit: Etwas, das mich an dem derzeitigen Erfolg von Jodie Foster noch zusätzlich freut ist, dass sie auf die diversen Roten Teppiche jeweils von ihrer Frau begleitet wird, Schauspielerin und Fotografin Alexandra Hedison. Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, in der das undenkbar gewesen wäre, und muss dafür nicht einmal bis in die 1990er Jahre zurückgehen. Gerade bei dem aktuell wieder kräftiger werdenden Gegenwind, den die LGBTQ*-Community zu spüren bekommt, ist das ein wertvolles und so wichtiges Zeichen.
Hier noch der Trailer: True Detective: Night Country | Official Trailer | Max