Ulrike und Marco vom Podcast Die Seriensprechstunde haben sich in der gerade zu Ende gehenden dritten Staffel ein neues Format ausgedacht: Für den „Pilotencheck“ haben sie jeweils die Pilotfolge einer neu anlaufenden Serie geguckt und dann kurz darüber gesprochen. Am Schluss der Folge haben sie dann jeweils entschieden, ob sie die Serie weitergucken würden oder nicht.
Zum Ende der Staffel haben sie jetzt ein Fazit gezogen, das man hier nachhören kann: S03E21 Seriensprechstunde – Pilotencheck-Fazit
Außerdem haben sie um Feedback der Hörerinnen und Hörer gebeten.
Meistens gebe ich meine Rückmeldungen zu den jeweiligen Folgen unmittelbar bei Twitter. Aber dieses Mal ist mir so viel eingefallen, dass selbst ein Twitter-Thread für mich nicht das passende Format zu sein schien. Deshalb gibt es jetzt also diesen Blogbeitrag.
First things first: Ich finde die Idee des Pilotenchecks super und auch die Länge der Folgen mit maximal 15 Minuten für mich genau richtig. Es reicht ja ein erster Eindruck und sehr viel mehr kann man meistens nach einer Folge ja noch nicht über eine Serie sagen.
Ich habe von den 10 Serien, zu denen die beiden Pilotenchecks veröffentlich haben, bisher aber nur drei gesehen, dafür dann aber auch jeweils die volle Staffel: Doctor Who Staffel 11, Hanna und A Discovery of Witches.
Doctor Who Staffel 11
Über Doctor Who hatte ich in meinem Serienrückblick 2018 schon geschrieben. Als „Whovian“ war es für mich natürlich selbstverständlich, dass ich die neue Staffel gucke. Aber zum Glück ist mir das auch leicht gefallen. Ich liebe Jodie Whittaker als neue Hauptfigur und war auch von ihrem neuen Team angetan. Es gab zwar Folgen, die ich ein wenig unausgewogen und nicht so spannend fand, aber das wurde durch die richtig guten Folgen wie z.B. Rosa mehr als ausgeglichen. Obwohl die Geschichten überwiegend entweder in der Vergangenheit oder auf einem fremden Planeten spielten, wurden sehr viele Themen adressiert, die in unserer heutigen Zeit relevant sind, u.a. Rassimus, Nationalismus, ungezügelter Kapitalismus und welche Folgen das jeweils haben kann.
Wie schon in früheren Staffeln ist mir auch diesmal wieder die selbstverständliche Darstellung von Vielfalt aufgefallen, die sich nicht allein darauf beschränkte, dass „der Doctor“ nun eine Frau ist. Dass eine Frau von ihrer Frau spricht, ohne dass jemand zuckt, oder eine Mutter vermutet, ihre Tochter habe eine Beziehung mit einer anderen Frau, ohne dass dies besonders angedeutet worden wäre und ohne, dass sie ein Drama daraus macht – all das hat immer noch Seltenheitswert, wie aber z.B. auch, dass ein blindes Mädchen tatsächlich von einer blinden Schauspielerin gespielt wird.
Hanna
Über Hanna habe ich ebenfalls bereits geschrieben, und zwar in meinem Beitrag über die Berlinale 2019. Da hatte ich aber nur die ersten beiden Folgen gesehen. Nachdem sie bei Amazon Prime erschienen war, habe ich dann relativ zügig auch den Rest der Staffel geguckt, allerdings irgendwann nur noch deshalb, weil ich wissen wollte, wie sie zu Ende geht. Zu meinen Serienhighlights 2019 zählt die Serie mit Sicherheit nicht. Unter anderem fand ich die Zeichnung der Figur Hanna zu unrealistisch. Im Wald aufgewachsen, aber plötzlich kann sie Auto fahren? Und findet sich unproblematisch sowohl in der Wüste als auch in einer Großstadt zurecht? Ebenso wie Marco fand ich auch das Ende unbefriedigend. Ob ich in die zweite Staffel, die es geben wird, reingucke, bleibt abzuwarten.
Last but definitely not least: A Discovery of Witches.
Ähnlich wie Ulrike war auch ich ein wenig überrascht, wie gut mir die neue britische Serie A Discovery of Witches gefallen hat. Eigentlich sind Hexen und Vampire nicht mein Ding und die Storyline um eine verbotene Liebe klang etwas kitschig. Warum ich dann überhaupt reingeschaut habe? Weil die Hauptfigur Diana bei einem Frauenpaar aufgewachsen ist, eine davon ihre Tante, und diese Tante von Alex Kingston gespielt wird. Und tatsächlich waren Sarah und ihre Partnerin Emily, gespielt von Valarie Pettiford, für mich ein Highlight der 1. Staffel. Es gibt nicht viele Serien, in denen so selbstverständlich ein Frauenpaar gezeigt wird, das schon seit vielen Jahren zusammen ist und gemeinsam ein Kind aufgezogen hat, wo aber beide Figuren unabhängig davon einen eigenen Charakter haben und im Laufe der Staffel eine wichtige Rolle spielen. Und die noch dazu eine unterschiedliche Hautfarbe haben. Allein wegen dieser Konstellation würden so manche Senderverantwortlichen hier in diesem unseren Lande wohl Schnappatmung bekommen.
Aber auch ansonsten habe ich die Serie wirklich gern gesehen und habe mich irgendwann sogar dabei ertappt, wie ich mit dem Hauptpaar Diana und Matthew mitgefiebert habe. Das war dann auch der Moment, in dem mir wieder einmal bewusst geworden ist, wie bescheuert das Argument „Heterosexuelle Zuschauer*innen können mit homosexuellen Liebesgeschichten nichts anfangen“ ist, das oft gegen die Darstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren in Filmen und Serien angeführt wird. Wenn mich als lesbische Frau eine heterosexuelle Liebesgeschichte ansprechen kann (und dies war nicht die erste), warum sollte das anders herum nicht ebenso gehen? Es ist nur eine Frage der Gewohnheit.
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So viel zu meinem Feedback zu den „Pilotenchecks“ von Ulrike und Marco. Wer Die Seriensprechstunde noch nicht kennt, dem lege ich sie hiermit dringend ans Herz. Ich brauche zwar selbst keine Serientipps, weil meine Liste der Serien, die ich eigentlich gucken wollte, sowieso schon überquillt, aber ich nehme trotzdem immer noch mal die ein oder andere Anregung mit und finde es bei den Serien, die ich selbst schon kenne, spannend zu hören, wie Ulrike und Marco sie einschätzen und warum sie sie empfehlen.
Viel Spaß beim Reinhören!
Kommentare
Eine Antwort zu „„Doctor Who“, „Hanna“ & „A Discovery of Witches“ – Mein Feedback zu den „Seriensprechstunde-Pilotenchecks““
Toll! Vielen lieben Dank für die ausführliche Feedback. Mich freut es, dass Dir unser Pilotencheck-Format gefällt. Marco und mir macht es viel Spaß – und dann ist es besonders schön, wenn es noch mehr Leute gibt, die es mögen. 🙂
Ich weiß bei „Hanna“ leider nicht mehr, was mich genau dazu gebracht hat, mit der Serie aufzuhören. Aber jetzt, da ich gelesen habe, was Du bei der Serie problematisch findest, denke ich, dass es bei mir vor allem auch die Unglaubwürdigkeit der Hauptfigur war, die mich genervt hat. Marco und ich, wir haben ziemlich kurzfristig entschieden, dass wir zum Abschluss der Pilotenchecks ein Fazit machen wollen – etwa eine Woche vor Aufnahme, glaube ich. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mich wirklich nicht mehr erinnern, was mich bei „Hanna“ aussteigen ließ. Fürs nächste Pilotencheck-Fazit kann ich mich dann besser vorbereiten und werde mir beim Aussteigen aus den Serien aufschreiben, was mich nervt. 😉
Ich finde Deine Beobachtung zu heterosexuellen Liebespaaren interessant. Und habe dann auch gleich bei mir selbst überlegt, ob es für mich einen Unterschied macht (ich hatte darüber bisher nicht nachgedacht). Nein, mir ist es völlig egal. Solange die Figuren gut entwickelt sind, kann ich mit jeder Art von Liebesbeziehung mitfiebern – egal, ob sie meiner eigenen sexuellen Orientierung entspricht oder nicht.