Diesmal muss es klappen! Tala (Lisa Ray), Palästinenserin aus gutem Haus, ist bereits zum vierten Mal verlobt, doch der smarte Hani soll nun endlich der Richtige sein. Aber dann lernt Tala in London die schüchterne Inderin Leyla (Sheetal Sheth) kennen. Die beiden unterschiedlichen Frauen freunden sich an, und während eines gemeinsamen Ausflugs nach Oxford wird aus Freundschaft Liebe. Doch während Leyla sich ihren Gefühlen stellen und mit Tala zusammen sein will, kann diese sich nicht dazu durchringen, sich gegen ihre Kultur und damit auch gegen ihre Familie zu wenden. Die beiden Frauen trennen sich, und Tala reist nach Jordanien, um dort Hani zu heiraten. Aber Leyla geht ihr nicht mehr aus dem Kopf…
“I Can’t Think Straight” ist das Regie-Debüt der britischen Schriftstellerin Shamim Sarif, die auch am Drehbuch mitgeschrieben und die für die Geschichte um Tala und Leyla Anleihen bei ihrem eigenen Leben genommen hat. Wie Leyla hat Sarif indische Wurzeln, während ihre langjährige Partnerin und jetzige Ehefrau Hanan Kattan, die den Film produziert hat, ebenso wie Tala Palästinenserin ist.
Damit sollen die Gemeinsamkeiten aber auch schon enden, versichert Sarif zumindest im DVD-Kommentar, und man glaubt gerne, dass die Liebesbeziehung der beiden sich nicht unbedingt wie im Film abgespielt hat. Zwar hat der Film auch ernste Untertöne, aber es ist eben vor allem eine romantische Liebeskomödie, bei der es letztlich insbesondere darum geht, dass sich die beiden Hauptfiguren am Ende “kriegen”.
Sarif und Co-Autorin Kelly Moss machen es ihren Protagonistinnen dabei nicht leicht, was jedoch zur Glaubwürdigkeit des Films beiträgt. Selbst als Tala sich von Hani trennt und nach London zurückkehrt, sieht Leyla für ihre Beziehung keine Zukunft, so lange Tala nicht auch öffentlich zu ihr und ihrer Liebe stehen will. Leyla hat sich entschieden, ihr Leben ehrlich und offen zu leben, selbst wenn das bedeutet, dass sie nicht mit ihrer großen Liebe zusammen sein kann. Damit erweist sich ausgerechnet die schüchterne Leyla gegenüber der so selbstbewusst auftretenden Tala als die Stärkere.
Lisa Ray als Tala und Sheetal Sheth als Leyla überzeugen als Liebespaar, ihre gegenseitige Anziehung und ihre Sehnsucht nacheinander werden für den Zuschauer fast greifbar. Kein Wunder, dass Shamim Sarif und Hanan Kattan die selben Darstellerinnen auch für ihren zweiten Film, “Die verborgene Welt” (“The World Unseen”), als Paar besetzt haben.
Für die humoristische und leichte Note des Films sorgen jedoch vor allem die Nebendarsteller, allen voran Nina Wadia (“Eastenders”, “Skins”), die als Haushälterin von Talas Eltern insbesondere unter Talas Mutter Reema zu leiden hat und sich auf ihre ganz eigene Art und Weise dafür rächt, sowie Ernest Ignatius als Leylas Vater Sam. Seine Reaktion auf die Eröffnung seiner Tochter, dass sie lesbisch sei: “Aber ich war doch nur zwei Stunden fort…”
Wie viele Erstlingswerke und/oder Independent-Filme wirkt auch “I Can’t Think Straight” manchmal etwas holperig. Das ist jedoch kein Wunder, wenn man hört, dass die Filmemacherinnen während der Produktion mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hatten und die Freigabe des Filmmaterials schließlich sogar vor Gericht erkämpfen mussten. Dem Unterhaltungswert tut dies allerdings keinen Abbruch. Wer sich über eine romantische Liebesgeschichte mit überzeugenden Darstellerinnen, ab und zu einem herzhaften Lacher und dazu noch wunderschöner Musik (unter anderem Jill Sobules “I Kissed a Girl”) freuen kann, der kommt bei “I Can’t Think Straight” voll auf seine Kosten.
Prädikat: Sehenswert.
Bilder: Enlightenment Productions